Posted on 03.05.2012 by Jörg Hafer on http://uni-potsdam.de/agelearning/wp/?p=1027
 
Diagram of a social networkIm folgenden möchte ich zum einen die Erkenntnisse aus dem Artikel von Wegener,  Prinz & Leimeister und die Diskussion um den Einsatz von mobilen Anwendungen in der Hochschule zusammenfassend einordnen und bewerten.

In dem Beitrag wird ein komplexes, mediengestützes Lehr-Lern-Szenario beschrieben, dass mit den Möglichkeiten digitaler Medien Antwortoptionen auf drängende Fragen der Hochschullehre modelliert: Chapeau!
Versuche ich, den Beitrag strikt in den Bezug zum #opco2012/mobile Applicationen zu setzen, sehe ich folgende Bezüge:

  • Apps tauchen in zwei Zusammenhängen auf: a) als Container für WBT-Module, und b) implizit als Kooperationswerkzeug für interakive Vorlesungen
  • Die Apps nimmt die Funktion eines “Endgeräte-gerechten-Kommunikationskanals” für didaktische Aufgabenstellungen ein. Funktional wäre z.B. Interaktion im Hörsaal z.B. mittels eines Moodle-Kurses mit einer entsprechenden Aktivität zu realisieren. Das bedeuet in der Anwendung jedoch ein “Loggen-Sie-sich-ein-und-rufen-Sie-XY-auf” – diese “Abkürzungsfunktion” einer App scheint ein wichtiger Faktor.
  • Die Verwendung von Apps macht die Erstellung einer eigenen Distributionsplattform wünschenswert.

Wie sind Mobile Apps hinsichtlich der Anwendung im E-Learning einzuschätzen?
Entgegen den Erwartungen des Horizon-Reports würde ich den sog. “mobilen Applikationen” nur einen eingeschränkten Einfluss auf die (nähere) Zukunft des E-Learning (in der Hochschule) zusprechen.
Mir erscheint die typische Form des Apps, wie sie bisher gedacht werden, durch folgende Aspekte gekennzeichnet, die für einee massenhafte Verbreitung nicht günstig sind:

  • Apps fungieren offenbar hauptsächlich als “endgerätespezifische, betriebssystemnahe Programm-Container” für bekannte Anwendungen (Abstimmungssysteme, kooperative Werkzeuge etc.). Die leichte Zugänglichkeit zu Webdiensten für aktuelle Geräte (TabletPC, Smartphone, Netbook etc.) steht dabei im Mittelpunkt, ist aber kein didaktisches Merkmal. Mittels eines Votingsystems große Veranstaltungen interaktiver zu gestalten ist eine gute Sache – es hat aber keinen inneren Zusammenhang zur Existenz von mobilen Anwendungen.
  • Sinnvolle Inhalte zu produzieren (ein WBT) bleibt ein aufwändiges Vorhaben. Bei aller Verbreitung der App und der entsprechenden Endgeräte ist es nicht sinnvoll solche Inhalte auf einen Distributionskanal zu beschränken. Sinnvoller und wahrscheinlicher Entwicklungsweg sind also technologieübergreifende Konzepte (siehe dazu auch den Artikel “Die App-Dämmerung” in SPIEGEL-ONLINE vom 11.08.2011) in denen die App einer von verschiedenen Verbreitungsformen ist.
  • Nach meiner Einschätzung werden E-Learning-Anwendungen dann attraktiv, wenn sie den Lehrenden die Möglichkeit bieten, diese einfach auf die eigenen Bedarfe und Inhalte anzupassen und zu (re-)kombinieren. Das sehe ich bei Apps noch gar nicht gegeben. Apps als Teil eines “Geschäftsmodells” unterliegen der economy of scale und diese verlangt nach Standardanwendungen. Nicht das veranstaltungsspezifische, interaktive Studienmaterial scheint mir daher zukunftsträchtig, sondern z.B. die App zum Fachlexikon oder Nachschlagewerk für das Smartphone.

Zusammenfassend würde ich einschätzen, dass Apps als einfacher Distributionsweg für bildungsbezogende, standardisierte (Web-)Service gute Dienste leisten aber die E-Learning-Welt nicht auf den Kopf stellen werden. Die Eigenschaften, die mit Apps verbunden ist und die sich in der Hochschule und in Bildungszusammenhängen bemerkbar machen wird ist aus meiner Sicht vor allem der technologische Schritt zum “Always-On”, also die kontinuierliche Verbindung mit dem Netz. Diese schafft neben der Präsenz eine permanent vorhandene zweite Kommunikationsspäre. Die Möglichkeit, soeben Gehörtes oder Gesehenes sofort mit Informationen aus dem Netz zu ergänzen und abzugleichen verändert den Stellenwert von Dozent und Präsentation. Die Eröffnung von Rückkanälen und Interaktionsmöglichkeiten schafft vielfältige Möglichkeiten den “interaktiven Hörsaal” auszugestalten. Diese Eigenschaften sind mit mobilen, netzfähigen Geräten direkt verbunden jedoch nicht mit der Nutzung von Apps.
Apps entwickeln ihr wirkliches Potential vermutlich wirklich erst im Zusammenhang einer integrierten Nutzung der verschiedenen Funktionalitäten des jeweiligen Geräts, z.B. in der Kombinatin von Fotografie, Webzugang und Ortsbestimmung in einem Smartphone. Darauf haben auch schon Claudia Bremer und Wilke H. Riesenbeck hingewiesen. Aber diese Szenarien scheinen mir mehr oder weniger “Einzelstücke” zu sein, die sich nicht in die Breite der Hochschullehre tragen lassen.

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