Daniel Spielmann hat unlängst in seinem Blog eine, durch das JISC bereits im Jahr 2008 herausgegeben Studie gewürdigt und kommentiert, die sich dem Informationsverhalten der „Google Generation“ (d.h. der nach 1993 geborenen) widmet. Durchgängiger Tenor der Studie ist, dass die „Generation Internet“ nicht über die Medienkompetenz und „Digital Information Literacy“ verfüge, welche ihr nachgesagt werde. Das zeige sich zum Beispiel in Suchstratgien aber auch bei der Nutzung von Tags:

„Bei der Recherche via Suchmaschine zeigt sich, dass junge Menschen nicht selten einen vollständigen Fragesatz eintippen: ‚Wie viele Ausländer gibt es in München?‘ Konzepte wie das des Suchbegriffs sind vielen fremd und – wie ich in einem meiner letzten Workshops zum Thema Literaturverwaltung wieder festgestellt habe – gleiches gilt für Verschlagwortung (tagging) von Inhalten, auf die ja etwa das Social Bookmarking aufgebaut ist. Suchstrategien sind noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Damit wird ein Teil des Potenzials der Technologie verschenkt. Wer also meint, die „Google-Generation“ sei eine Generation von Suchexperten, der irrt. Digital Literacy und Information Literacy gehen nicht Hand in Hand, dazu unten mehr“.

Daniels Beitrag und die Studie liefern weitere Hinweise für die Diskussion um die Frage, welche Aspekte von Medienkompetzenz und Medienpädagogik wichtig werden angesichts der ersten Kohorten, die in der Post-Gutenberg-Galaxis aufwachsen, Dass an dem Bild, welches uns z.B. Marc Prensky mit seinem Begriff der Digital Natives von der Nach-Gutenberg-Generation zeichnete, einiges nicht stimmen kann und es einige gewichtige Unterschiede zwischen „eingeborenen“ und „kompetenten“ NutzerInnen gibt, hatten in der Folge ja auch schon unter anderem Rolf Schulmeister und DER SPIEGEL entdeckt.

Daran schließt sich aus meiner Sicht folgende Überlegung an:

  • Es wäre demnach nämlich nicht richtig, dass „die Alten“ (also die vor 1993 geborenen 😉 den „Jungen“ in Sachen Mediennutzung nichts mitzuteilen hätten. Wissen um die Zusammenhänge und Hintergründe von Medientechnologien, gesellschaftlicher Wissensproduktion und Wissensstrukturen ist – das betont die JISC-Studie ebenfalls – in der jungen Generation nicht stärker verbreitet aber auch nicht weniger als zuvor.
  • Wenn wir also den Versuch machen, die akademische Medienkompetenz von Lehrenden zu ermitteln, sollten wir die oben genannten Punkte berücksichtigen. Es gibt demnach für die Lehrenden, die sich der digitalen Medien bedienen eine zusätzliche (jaja…) Aufgabe, ebenfalls akademische Mediennutzungskompetenz im Baack’schen Sinne zu vermitteln: Als Vierklang der Teilkompetenzen in den Bereichen Medienkenntnis, Mediengestaltung, Mediennutzung und Medienkritik.

Eine Frage, die sich mir jedoch auch stellte war, woraus eigentlich die überhöhten Erwartungen an die „Google-Generation“ erwachsen sind? In der JISC-Studie wird etwas unspezfisch vom „media hype“ gesprochen, der um die „Google Generation“ betrieben worden sei, aber mein unbestimmter (unbelegter) Eindruck ist, dass die angeblichen Eigenschaften der Google-Generation von Teilen der E-Learning-Community dankbar aufgegriffen wurden. Das mag sicher an schillernden, meinetwegen auch brillianten Vordenkern wie Prensky liegen aber auf der anderen Seite ist für mich nur schwerlich nachvollziehbar, dass eine These wie

„…it is very likely that our students’ brains have physically changed – and are different from ours – as a result of how they grew up.“

in der lesenden, kritischen E-Learning Öffentlichkeit nicht sofortige Einwände nach sich gezogen haben soll. Ich glaube, dass hier eine Tendenz sichtbar wird, die die E-Learning-Gemeinde schon mehrmals auf den Holzweg geschickt hat: Es gibt offenbar einen immensen Bedarf an „Neuem“, „Noch-nie-Gedachtem“ ja „Umstürzlerischem“. Schade nur, dass sich viele der Neuheiten auf bekannten, für sich genommen wenig innovativen und in der Mehrzahl im Laufe der Zeit als unhaltbar erwiesenen „Medienwirkungen“ berufen (The Media is the Message…). Daran zeigt sich letztlich, wie überaus beeindruckend sich neue Techniken und Medienformate in den Vordergrund der Diskussion schieben und als Dreh- und Angelpunkt für Innovationen herhalten. Anders gesagt, wie wenig gefestigt anscheinend von Seiten der Mediendidaktik und Medienpädagogik ein nicht-technik-zentrierter Zugang zu technischen Neuerungen zu sein scheint.

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