In der letzten Woche war ich auf der Herbsttagung der amh (Arbeitsgemeinschaft der Medienzentren der Hochschulen e.V.) in Würzburg, zu der ich freundlicherweise zu einem Kurz-Input zum Thema „Vermittlung von Medienkompetenz“ eingeladen wurde. Das ist die dritte amh-Tagung an der ich teilgenommen habe und die erste, die sich dezidiert einem (auch) mediendidaktischem Thema widmete, nämlich der Frage, wie „Medienkompetenz“ in der Hochschule zu entwickeln sei.

Durch die Tagung zogen sich zwei inhaltliche rote Fäden:

  • Erstens wurde die Entwicklung von Medienkompezenz bei Lehrenden wie bei Studierenden als eine sowohl inhaltlich wie instituionell interdisziplinäre und komplexe Aufgabe begriffen für die eine einfache Lösung nicht zu haben ist. Die Vielschichtigkeit des Begriffs der „Kompetenzentwicklung“ und die Schwierigkeit deren Entwicklung mit „pädagogischem Handwerkszeug“ zu unterstützen, kam in allen Beiträgen zum Ausdruck, vorschnelle Operationalisierungen und die Empfehlung von Königswegen wurden vermieden. Der Konsens war schnell gefunden, dass „Kompetenz“ und „Vermittlung“ nicht kompatibel sind, entgegen dem, was der Titel der Tagung nahelegte. Diese differenzierte Darstellung und Arbeit am Begriff war aus meiner Sicht sehr fruchtbar, gerade auch weil *nicht* der Versuch gemacht wurde, die unterschiedlichen Perspektiven vorschnell zu subsummieren.
  • Zweitens wurde deutlich, dass in der Vielfalt der institutionellen Ausprägungen der medienbezogenen (Service-)Einrichtungen und deren vielfältigen Verknüpfungen mit Weiterbildung, Hochschuldidaktik und Qualitätsmanagement an den Hochschulen, die Frage, *wer* im „Nebel der Zuständigkeiten“ für die Entwicklung von Medienkompetenz zuständig ist (oder sein könnte) nicht leicht zu beantworten ist. Deulich wurde z.B., dass im Kontext der meisten Medienzentren auch die medienpraktische Arbeit mit Studierenden und Lehrenden eine wesentlich größere Rolle spielt, als ich dies aus meiner (hochschuldidaktisch-qualtitätsbezogenen) Perspektive bisher wahrgenommen habe. Der Eindruck bleibt, das die Problemstellungen, denen sich die im weitem Sinne medienpädagogisch Tätigen in Hochschulen gegenüber sehen, mehr Gemeinsamkeiten aufweisen als man zunächst annehmen würde. Meine These wäre, dass die relativ eigenständige Entwicklung der E-Learning-Zentren mit ihren mediendidaktischen Angeboten auch der Tatsache geschuldet ist, dass sich hier ein nach wir vor tragfähiger Drittmittelbereich etabliert hat: Weil die Hochschulen für diesen Bereich sowieso kaum „eigenes“ Geld in die Hand nehmen, unterblieben zwar einerseits die Verteilungkonflikte in den Hochschulen, aber andererseits dadurch auch eine geregelte institutionelle Verankerung mit z.B. klaren Kompetenzbereichen.

In den Diskussionen schwang ebenfalls kontinuierlich die Frage mit, mit welcher didaktischen Strategie Entwicklung von Medienkompetenz am besten unterstützt werden könne: Bildet die Technik das „materiale Rückrat der angestrebten hochschuldidaktischen Innovation“ (Dirk Lanwert, Uni Göttingen), müssen wir zunächst „Thema und Medium zusammenbringen“ (Ulrich Fahrner, Medienlabor Uni Augsburg) oder bildet nach wie vor „Lernen den Ausgangspunkt“ mediendidaktischer Überlegungen (Hans-Georg Weigand Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik, Uni Würzburg)?

Bei der Gesamtschau der Tagung wurde von allen Teilnehmenden der interdisziplinäre und praxisrelevante Charakter der Tagung gewürdigt: Es ist gelungen ein komplexes Thema ohne vorschnelle Vereinfachungen und mit der notwendigen Offenheit für unterschiedliche Sichtweisen und Herangehensweisen gemeinsam zu bearbeiten. Für mich ein mutmachendes, gelungenes Beispiel für interdisziplinären Austausch und gezieltes Über-Den-Tellerrand-Blicken, das notwendig ist, um E-Learning in den Hochschulen auf dem immer noch langen Weg zu einer wirklichen Berreicherung der Lehre voran zu bringen.

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